ABSTRACT

 

 

 

 

Schmerzphänomene des Fußes aus Sicht des Fußchirurgen

 

Schmerzphänomene des Fußes aus Sicht des Fußchirurgen

Ralph Springfeld
Orthopädische Klinik der HELIOS-Kliniken Schwerin

 

Die Zusammenfassung des Themas: "Fußschmerz" ist schwierig. Mir sind keine Übersichtsarbeiten bekannt, die ein Ordnungsprinzip darlegen.

Denkbar wäre die Einteilung nach Strukturen: Haut, Nerven, Gefäße usw.;
auch topographisch: Innenknöchel, Ferse, Ossa metatarsalia wäre denkbar.

Ich werde den Fuß von distal nach proximal analysieren und vor allem seltene aber typische Veränderungen darstellen, die einer fußchirurgischen Behandlung bedürfen, wenngleich diese nicht immer chirurgisch ist.

  1. Die Zehen weisen immer wieder Fehlstellungen auf, die zu lokalen sehr schmerzhaften Konflikten führen können: z. B. Schneiderballen, Curly toe oder voroperierte Hammerzehen.
  2. Die Metatarsalreihe bietet sowohl arthrogen als auch funktionell zahlreiche Optionen für Funktionsstörungen: Instabilität des MTP-Gelenks, Ruptur der plantaren Platte, Längendiskrepanzen, Marschfrakturen, Engpasssyndrom (Morton), Sesambeinprobleme des 1. Strahls.
  3. Die Lisfranc-Reihe ist ein Ort oft übersehener Luxationen und alter Verletzungen. Funktionelle Instabilitäten führen zum Hallux valgus. Die Funktion des M. peroneus longus ist beeinträchtigt.
  4. Der Mittelfuß kann eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Fußfehlformen wie Pes planus oder Pes cavus sein. Überlastungsschäden, Ganglien, Insertionstendopathien des M. tibialis anterior sind ebenfalls zu beobachten.
  5. Mit dem Erreichen der Chopart-Linie werden die Möglichkeiten der Schmerzentwicklung umfangreicher. Von medial und lateral erreichen die großen Sehnengruppen Mm. peronei longus, brevis und tibialis posterior den Ort ihrer Funktion. Das Talo- Navicular- Gelenk ist ein Schlüsselgelenk der Fußwurzel mit erheblichem Bewegungsausschlag. Der dorsale Tarsaltunnel führt die Leitungsbahnen und am lateralen Fußrand findet sich das Calcaneo- Cuboidal- Gelenk. Die Unterscheidung zwischen Sehnenpathologie, Instabilität und arthrogenem Schmerz daselbst ist nicht einfach.
  6. Ferse und unteres Sprunggelenk sind Orte zahlreicher Schmerzphänomene wie knöcherne Koalitionen, Bandrupturen, Sinus tarsi-Syndrom, Tarsaltunnelsyndrom, Os trigonum, Tumoren, avaskuläre Nekrosen und Marschfrakturen um nur einige Beispiel zu nennen. Die dorsale Ferse ist durch den Ansatz der Achillessehne gekennzeichnet Zahlreiche Pathologien der Sehen selbst und der Ansatzregion führen zu isolierten Schmerzsyndromen. Differentialdiagnostisch sind die generalisierten Schmerzsyndrome wie der M. Bechterew mit seinem Fersenschmerz zu beachten.
  7. Das obere Sprunggelenk mit dem Klassiker Supinationstrauma ist immer für persistierende Schmerzen gut, wobei die Verrenkungen oft hartnäckiger und therapieresistenter sind als die Frakturen. Begleitend kann es zu Schäden des Talus im Sinne der Osteochondrosis dissecans kommen: schöne MRT und unangenehme klinische Diagnose.
  8. Die Planta pedis mit der Plantarfaszie als Struktur der gesamten Fußsohle kann Rupturen unter den Metatarsalköpfen aufweisen, knotig verdickt sein wie bei dem M. Ledderhose oder die Insertionstendinose am calcanearen Ansatz aufweisen: Plantar Fasciitis (Fersensporn). Die Engpasssyndrome der plantaren Nerven mit typischen Ausfallsmustern an der Fußsohle sind ebenfalls zu beachten.
  9. Auf Grund meiner persönlichen Präferenz für den diabetischen Fuß möchte ich die diabetischen Fußläsionen anfügen, die Aufgabe aller an der Behandlung von Diabetiker beteiligten sind, obwohl oder gerade weil diese Läsionen oft schmerzlos sind.

 

Zur differentialdiagnostischen Klärung von Schmerzsyndromen am Fuß ist eine exakte Kenntnis der Topographie des Fußes unerlässlich. Anamnese und klinische Untersuchung bilden die Grundlage der Untersuchung. In den allermeisten Fällen ist eine Röntgenuntersuchung des Vor- und Mittelfußes ap. unter Belastung und eine Aufnahme des ganzen Fußes seitl. für die Diagnostik ausreichend.