ABSTRACT

 

 

 

 

Die therapieresistente Gonarthropathie – nur ein orthopädisches Problem?

 

Die therapieresistente Gonarthropathie – nur ein orthopädisches Problem?

Jörn L. Hinzmann
Privatpraxis für Manuelle Medizin, Berlin

 

Strukturelle Läsionen am Kniegelenk, die im Mittelpunkt orthopädischer Betrachtungen stehen, stellen nur einen kleinen Teil der im Alltag auftretenden "Knieprobleme" dar und sind nicht immer für die Symptomatik verantwortlich.

 

Folgende Zusammenhänge mit Funktionsstörungen sind zu beachten:

  1. Neurologische Erkrankungen mit Störungen der Afferenz und/oder Efferenz beeinträchtigen die muskulär-reflektorische Führung des Kniegelenkes und können mit oder ohne Schmerzsymptomatik zu dessen Zerstörung führen (z.B. Tabes dorsalis, Neuropathien, Paresen).
  2. Blockierungen des Kniegelenkes sind wegen der anatomischen Besonderheiten eher selten. Häufig finden sich Blockierungen des Fibulaköpfchens, der Patella sowie der Fußgelenke und im Sakroiliakalgelenk.
  3. Triggerpunkte und andere Verspannungen sowie Verkürzungen der Muskulatur der unteren Extremität können hartnäckige Schmerzen in der Knieregion verursachen.
  4. Kniebeschwerden können aus muskulären Dysbalancen resultieren (Chondropathia patellae, scheinbares Meniskussyndrom nach FORTE u. a.)
  5. Faszienverspannungen (auch Gelenkkapseln und Bänder betreffend) an der unteren Extremität können sehr hartnäckige Kniebeschwerden nach sich ziehen (nach Traumata, bei Narben, bei trophischen Störungen des Unterschenkels, im Zusammenhang mit Varikosis u. a.)
  6. Ossäre Dysfunktionen können bei Knieproblemen ebenfalls eine Rolle spielen – z.B. die eingeschränkte Elastizität der Tibia nach Traumata.

 

Neben der orthopädischen und traumatologischen strukturbezogenen Diagnostik ist die neurologische Abklärung erforderlich. Zusätzlich ist die manualmedizinische Untersuchung der Funktion aller Gelenke, Muskeln und Faszien der unteren Extremitäten im Seitenvergleich sowie Überprüfung möglicher Verkettungen zum Rumpf und zum Becken (einschließlich der viszeralen und kraniosakralen Systeme) bei der Abklärung "therapieresistenter" Kniebeschwerden zu empfehlen. Daraus können sich Erfolg versprechende chirotherapeutische, osteopathische und krankengymnastische Behandlungsansätze ergeben.