ABSTRACT

 

 

 

 

Ordnungstherapie – Wissenschaftliche Grundlagen

 

Ordnungstherapie – Wissenschaftliche Grundlagen

Gustav J. Dobos
Klinik für Naturheilkunde und integrative Medizin
Kliniken Essen-Mitte
Akad. Lehrkrankenhaus der Universität – GHS - Essen

 

Die Ordnungstherapie ist eine der 5 Kneipp-Säulen der Naturheilkunde. Grundprinzip des multimodalen Behandlungskonzepts der Ordnungstherapie ist die Herstellung einer Lebensordnung unter Berücksichtigung somatischer und physischer Ordnungsbeziehungen. Ziel ist die Förderung und Unterstützung der Eigenaktivität im Sinne einer gesundheitsorientierten Lebenstilstrukturierung und die Förderung körperlicher und seelischer Selbstheilungskräfte des Menschen. Sie umfasst den gesundheitsfördernden Umgang mit: Ernährung, Bewegung, Spannungsregulation (Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung), kognitiver Umstrukturierung (KU) und Stressbewältigung (Steigerung der Stresshardiness). Unterschiedliche Synonyme für die Ordnungstherapie aus dem anglo-amerikanischen Kulturraum, sind Mind/Body Medicine bzw. Lifestyle Modification. Wissenschaftliche Grundlagen dafür werden im Vortrag vorgestellt.

Auf die Wiedererlangung der Entspannungsfähigkeit konzentriert sich die Mind/Body Medicine. Des Weiteren wird dem Lösen selbstschädigender Gedanken durch KU, die Veränderung krankmachender Ernährungsgewohnheiten und die Durchführung regelmäßiger Bewegung Beachtung geschenkt. Einsatzgebiete sind im Wesentlichen chronische Schmerzerkrankungen, einschließlich chronischer Kopfschmerzen, rheumatische Erkrankungen und der Fibromyalgie. Die Lifestyle Modification wird schwerpunktmäßig bei kardiovaskulären Erkrankungen und bei Diabetes mellitus Typ II eingesetzt. Ein wesentliches Grundprinzip der Ordnungstherapie liegt in der Fokussierung auf vorhandene Fähigkeiten und Ressourcenorientierung und in der Hilfe zur Selbsthilfe. Das Modell der Salutogenese von Antonovsky bildet das Grundlagenmodell für die Ordnungstherapie und erweitert das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell. Die kognitive Umstrukturierung wird als psychotherapeutisches Verfahren in der Regel bis zu 20 Stunden angesetzt. Im Rahmen der Ordnungstherapie wird das Prinzip der dysfunktionalen Gedanken und Bewertung vorgestellt und anhand von Alltagsbeispielen erläutert. Im stationären Setting findet dies in einem zeitlichen Rahmen von 1,5 Stunden, in der Tagesklinik mit bis zu 4 Stunden (insgesamt 60 Stunden Gesamtprogramm) statt. Das Ziel ist das Neu- oder Umformulieren von dysfunktionalen Bewertungsprozessen zu funktionalen Bewertungsmustern (realistische Gedanken). Zur Verbesserung von Spannungsregulation und sog. stresshardiness haben sich autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Yoga, Meditation, diaphragmales Atmen, Visualisierung, Achtsamkeit und Qigong bewährt. Wichtig ist es dabei, ein individuelles Entspannungsverfahren zu finden, das der Patient täglich 20 - 45 Minuten durchführt.

Die Compliance der Ordnungstherapie ist in der Regel abhängig vom Leidensdruck des Patienten und der Qualität der Schulung. Bei guter Compliance kommt es zu einer signifikanten Beschwerdenlinderung, verbunden mit einer deutlichen Kostenreduktion der Behandlung chronischer Schmerzpatienten. Setting und Anwendung der Ordnungstherapie lässt sich ambulant, teilstationär oder stationär umsetzen. Von besonderer Bedeutung ist ein wohnortnaher und in den Alltag leicht integrierbarer Ansatz.