Morbus Bechterew - eine etwas andere Betrachtungsweise

Beyer, K. (Bad Liebenwerda)

 

Schmerz kann im Verlauf der Bechterewschen Krankheit 2 Ursachen haben. Unterschieden werden der Entzündungsschmerz, der verbunden ist mit nachgewiesener serologischer entzündlicher Aktivität. Hier ist die medikamentöse Behandlung der Entzündung notwendig und wirksam. Schmerz ohne Entzündungszeichen hat dagegen einen anderen Charakter. Er wird als vorwiegend myogen angesehen und kann kausal durch eine Beeinflussung von Körperhaltung und Beweglichkeit sowie durch Einsatz von nichtmedikamentösen Schmerztherapien gebessert werden.

An 3 Problemkreisen werden Möglichkeiten und Notwendigkeiten einer komplexen vom Arzt durchzuführenden oder zu steuernden Therapie auf die zuletzt genannten Aspekte außerhalb der medikamentösen Therapie vorgestellt.

Eine möglichst frühzeitige Diagnosestellung und Therapieeinleitung sollte Fehlhaltungen und Bewegungseinschränkungen aufhalten, und wenn diese schon unvermeidlich sind, dann Versteifungen in einer möglichst günstigen Position ermöglichen. Eine stadien- und aktivitätsbezogene Bewegungstherapie in Verbindung mit reflextherapeutischen Verfahren, insbesondere der manuellen Therapie aber auch nichtmedikamentösen Schmerztherapien, ist bei den Frühformen des Morbus Bechterew von besonderer Wichtigkeit. Denn an der entlastenden, aber für die Körperhaltung sowie für die Belastung der Hüft- und Kniegelenke nachteiligen Beckenaufrichtung entscheidet sich sehr früh das spätere funktionelle Ergebnis.

Ein zweites typisches Beschwerdebild ist bei Spätstadien der Bechterewschen Erkrankung das vertebrobasiläre Syndrom durch Irritation der Nackenarterien und durch reflektorische Störungen aus der Kopfgelenksregion. Eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome wie Kopfschmerzen, Hör- und Sehstörungen, Schwindelgefühl und andere erweisen sich als weitgehend therapieresistent. Mit gezielt eingesetzten reflextherapeutischen Verfahren wie manueller Therapie, Neuraltherapie oder Akupunktur ist jedoch in vielen Fällen eine weitgehende Besserung zu erreichen, ohne die unerwünschten ZNS- Wirkungen starker Schmerzarzneien.

Heftige lumbale und eher lokalisierte Schmerzen, meist in der Lendenwirbelsäule, sind medikamentös schwer zu beherrschen. Häufig liegt hier eine monosegmentale oder 2 Segmente betreffende isolierte Überlastung oder Entzündung vor, wo sowohl medikamentöse als auch reflextherapeutische Behandlungen aus mechanischen Gründen versagen müssen und wo nur die operative Versteifung zu einer anhaltenden Beschwerdefreiheit führen kann.