Kraniomandibuläres, kraniozervikales und kraniosakrales System
J. Buchmann (Rostock)

 

Das kraniozervikale System verbindet Rumpf und Kopf, bildet die statodynamische Basis für den Kopf. Tragende und bewegende Anteile des Systems sind alle Knochen der oberen Thoraxapertur, die Halswirbel und die Knochen der Schädelbasis. Myofasziale Strukturen verlaufen zwischen Rumpf und Hals, zwischen Hals und Kopf sowie direkt zwischen Rumpf und Kopf. Fasziale Kraftlenkungszüge verspannen alle Systemanteile untereinander. Als wesentlicher Propriozeptionsträger für aufrechte menschliche Haltung ist das System auf prinzipielle Seitensymmetrie eingestellt. Damit ermöglicht es Wahrnehmungsleistung für die Gleichgewichts-realisierung und befähigt Sinnesorgane zu Ortungsaufgaben.

Das kraniomandibuläre System arbeitet auf der Basis des kraniozervikalen, ist an diesem aufgehängt. So gewährleistet Unterkieferbeweglichkeit gegenüber dem Schädel Tätigkeiten des Haltens und Reißens, des Mahlens und Schlingens sowie differenzierteste feinmotorische Aktionen des Sprechens. Alle von diesem System erzeugten Spannungen und Kräfte müssen am kraniozervikalen System abgefangen und neutralisiert werden. Somit nehmen sie Einfluss auf die Körperhaltung. Auch hier gilt Seitensymmetrie manidibulärer Leistungsfähigkeit als optimale Ausgangsbasis für notwendigen Spannungsausgleich.

Der kraniosakrale Rhythmus bildet eine grundlegende Äußerung menschlichen Lebens. Realisierung findet diese rhythmische Bewegung an Grundbestandteilen der beiden beschriebenen Systeme. Das bedeutet, dass diese unmittelbar oder mittelbar in Bewegungsfolgen einbezogen werden, die, von der Schädelbasis ausgehend, den gesamten Körper beteiligen. Mangelnde Beweglichkeit knöcherner Schädelstrukturen gegeneinander oder behinderter Spannungsausgleich faszialer und myofaszialer Systemelemente untereinander vermögen den kraniosakralen Rhythmus und damit das Fließgleichgewicht von Lebensprozessen nachhaltig zu stören.

Aus den aufgezeigten Zusammenhängen ergibt sich die Notwendigkeit, funktionelle Störungen in den beiden anfangs geschilderten Systemen nicht nur lokalisiert zu sehen und zu behandeln, sondern sie in ihrer Gesamtheit, in ihrer gesamtsystemischen Bedeutung richtig einzuordnen und zu beeinflussen.