Der Kopf - Funktionelle Embryologie

J. Fanghänel (Greifswald)

Der Schädel/Kopf als kompliziertestes Gebilde des Organismus hat auch ebenso eine umfangreiche komplizierte embryologische Entwicklung. Eine genaue Kenntnis dieser Entwicklung ist notwendig für das Verständnis von Fehlbildungsmuster.

Das Anlagematerial stammt aus verschiedenen Quellen. Der Schädel entsteht aus dem Kopfmesoderm, den kranialen Somiten und den ersten beiden Kiemenbögen. Das mesenchymale Bindegewebe verdichtet sich in der Umgebung der Hirnbläschen zu einer Hülle, aus der die Schädelknochen entweder durch chondrale oder desmale Ossifikation entstehen. Der knorplig präformierte Teil des Schädels wird Chondrocranium und der bindegewebige Desmocranium genannt.

Das Chondrocranium, dessen Entwicklung vor allem genetisch determiniert ist, entsteht aus dem Zusammenschluss mehrerer Knorpelanlagen. Die Verknöcherung des Chondrokraniums beginnt mit mehreren Ossifikationszentren. Solange noch Knorpelreste zwischen den Knochen in Form von Synchondrosen verbleiben, wirken diese als Wachstumszentrum. Aus dem Chondrocranium entwickelt sich im Wesentlichen die Schädelbasis. Das Desmocranium hingegen ist ein Sammelbegriff für alle Schädelknochen, die durch desmale Ossifikation entstehen. Das Schädeldach ossifiziert an verschiedenen Stellen. Die Knochenkerne breiten sich flächenhaft aus und reduzieren das Bindegewebe zu schmalen Spalten, die in Form der Schädelnähte (Suturen) noch lange erhalten bleiben. Letztere sind Wachstumszentren und auch in nozizeptiver Hinsicht von Bedeutung.

Das Kieferskelett entsteht aus den ersten beiden Kiemenbögen (in dem auch die Nerven untergebracht sind!). Das Gesicht entsteht durch die Annäherung von 5 Gesichtswülsten. Durch die Entstehung des sog. Vorderhirnbläschens und der Bildung des 1. Kiemenbogens sowie des Herzwulstes formiert sich die Mundbucht. Mit dem Auftreten von 5 Gesichtswülsten wird diese zur primären Mundhöhle eingeengt. Die Gesichtswülste von Oberflächenektoderm bedeckt, sind Mesenchymanhäufungen, welche dann letztlich verschmelzen.

Nach der Geburt ist die Formung des Schädels/Kopfes noch keineswegs abgeschlossen, sondern hält, besonders durch die Ausbildung der Nasennebenhöhlen und den Durchbruch der Zähne bedingt, bis ins Erwachsenenalter an.