Die therapieresistente Otalgie – nur ein HNO-ärztliches Problem ?
Dr. Holger Kaftan, Greifswald

 

"Otalgie" steht im engeren Sinne für Schmerzen, die zwar in das Ohr projiziert werden, jedoch ihren Ursprung nicht in demselben haben. Im Alltag werden unter diesem Begriff oft auch die vom Ohr ausgehende Schmerzen (eigentlich: Otodynie) zusammengefasst.

Die Ursachen für Schmerzen im Bereich des Ohres sind zahlreich, was durch die vielen sensiblen Nerven dieser Region bedingt ist. Dementsprechend mühsam kann es im Einzelfall sein, den Auslöser für die vom Patienten empfundenen Schmerzen zu eruieren. Dabei muß bedacht werden, dass die u. U. massiven Schmerzen Symptome gefährlicher Krankheitsbilder darstellen können.

Schwierig wird die Diagnosesicherung insbesondere dann, wenn die mikroskopische Untersuchung des Ohres keinen Befund ergibt, durch den die Schmerzen zu erklären sind. Dementsprechend müssen mit weiterführenden Techniken (z.B. Spiegelung der tiefen Rachenabschnitte in Narkose) nach anderen möglichen Krankheitsbildern (z.B. ein Hypopharynx-Karzinom) gefahndet werden. Moderne bildgebende Verfahren wie CT und MRT ermöglichen es, pathologische Prozesse in der Tiefe des Felsenbeins (z.B. eine Felsenbeinspitzeneiterung, Tumoren) auszuschließen.

Entscheidend für einen Erfolg hinsichtlich Diagnose und Therapie ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen, denn neben den Erkrankungen des Ohres oder anderen zum Tätigkeitsfeld des HNO-Arztes gehörenden Strukturen können auch Erkrankungen des Kiefergelenks (z.B. Arthrosis deformans), der HWS oder Neuralgien, z.B. des N. auriculotemporalis, für die Schmerzen im Ohr verantwortlich sein.