Ernährung und Schmerz
Mögliche Empfehlungen für Patienten

U. Preuße (Essen)

 

Ernährung wird primär im Zusammenhang mit Magen- Darm- Problemen, verständlicherweise auch mit abdominiellen Schmerzphänomenen verstanden. Nach übermäßig üppigen Essen, dem Genuss von unverträglichen oder verdorbenem Nahrungsmittel ist eine Kopfschmerzsymptomatik vielen Mitmenschen erklärlich. Gleiches gilt für den morgendlichen „Kater“ nach ausgiebigem Genuss von alkoholischen Getränken am Vorabend oder dem „klassischem Magenschmerz“ nach dem Verzehr von fetthaltigen Gerichten. Die Vorstellung, dass Ernährung indirekt oder direkt mit chronischen Schmerzphänomen vergesellschaftet sein kann, ist eine ungewöhnliche Perspektive. Es geht nicht darum, chronische Schmerzen als unmittelbar ernährungsbedingt darzustellen, wie dies häufig in der Kombination von Adipositas und Rückenschmerzen passiert. Bereits Hippokrates (500 Jahre vor Christie) verweist darauf, dass „unsere Ernährung unsere beste Medizin“ ist.

Mit dem Hinweis auf die Ernährungsprobleme verbinden viele Menschen sofort den versteckten Hinweis auf eine dringende Gewichtsreduktion und notwendige Kontrollen der Kalorienzufuhr. Für den Laien wird durch vielfältige, häufig sich wiedersprechende Hinweise in der „Boulevardpresse“ die Gestaltung einer optimalen Ernährung zu einer unüberschaubaren Crux. „Was ist dran“ oder besser „drin“ in unserer Ernährung, das chronische Erkrankungen durch diese getriggert werden können? Das „Wirrwarr“ unterschiedlichster Aussagen hinsichtlich der Gestaltung einer „gesunden Ernährung“ können aus Zeitgründen nicht in der Routine einer laufenden Schmerzsprechstunde geklärt werden. Aus dieser Problematik hat sich eine individuelle Beratung der Patienten außerhalb der regulären Sprechstundenzeiten etabliert. Diese Beratung wird nach Möglichkeit im Beisein eines Lebenspartners durchgeführt und ist von der Grundidee getragen, Patienten und Umfeld positiv zu motivieren. Essen mit Lust und kein unnötiges, krampfhaftes Zählen von Kalorien müssen verständlich erklärt werden. Gleiches gilt für die Notwendigkeit das morgendliche Essen zu favorisieren, das abendliche Essen zu minimieren und den Flüssigkeitshaushalt zu optimieren. Detaillierte Hinweise auf die Grundlagen des glykämischen Index, die Bedeutung des Darms und der Leber in der Triggerung chronischer Schmerzprozesse ergänzen den multifaktoriellen Ansatz in der Ernährungsberatung. Wichtig ist, den Patienten aktiv in das Gespräch einzubinden. Dies gelingt unkompliziert, in dem besprochene Details noch einmal durch die Patienten skizziert werden. Im gemeinsamen Gespräch wird der retrospektiv aufgeschriebene Ernährungsplan auf Fehler und Verbesserungsansätze besprochen. Dieses Procedere hat sich innerhalb der letzen 2 Jahre in der Betreuung von chronischen Schmerzpatienten in unserer Schmerzsprechstunde etabliert. Dies umso mehr, als dass es so gelingen kann, den Patienten aktiv in die Gestaltung seines Krankheitserlebens einzubinden. Trotz dieser positiver Motivation ist häufig eine zweite Beratung im Sinne eines Lernprozesses notwendig und ratsam, da sich im Laufe der besprochenen Ernährungsumstellung viele noch zu klärende Fragen ergeben können.