Epicondylopathia radialis et ulnaris aus orthopädischer Sicht

Paul-H. Ridder
Therapiezentrum Jesuitenschloß, Merzhausen

 

In diesem Vortrag sollen einmal nicht die typischen Ursachen für eine Epicondylopathia humeroradialis vorgestellt werden, sondern eher "atypische" Ursachen, welche trotzdem nicht selten sind und nur von wenigen Kollegen angegangen werden. Insgesamt sollen 5 verschiedene Störungsmuster nachfolgend aufgezeigt werden:

  1. Blockierung der 1. Rippe rechts oder auch der obersten 3 Rippen
    Wenn die obersten Rippen in Inspiration fixiert sind und während der Expiration sich nicht nach kaudal bewegen, kommt es zu einem Engpasssyndrom zwischen der 1. Rippe und der Clavicula, was letztendlich zu einer Einengung des Gefäßnervenbündels führt und hier konsekutiv in epicondylitischen Beschwerden münden kann. Eine Therapie wäre hier osteopathisch oder manualtherapeutisch.
  2. Störung der ICV gleich lIeocoekalklappe
    Im Rahmen der Applied Kinesiology gibt es eine muskuläre Zuordnung zwischen der Ileocoekalklappe und den Handgelenkstreckern. Bei Störungen der ICV z.B. durch Dysbiose, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn etc. kann es zu einer Schwäche der Handgelenkstreckerkommen, so dass diese an ihrem Ansatz an Epicondylus überlastet werden und damit ebenfalls eine Epicondylopathie auslösen können. Meist tritt diese Epicondylopathie nur am dominantem Arm auf, obwohl die Schwäche an beiden Armen vorhanden ist. Eine Behandlung muß sich hier auf die zugrunde liegende Störung im Bereich der ICV konzentrieren.
  3. Allgemeine Hyperreaktivität der Muskulatur
    Diverse Störungen können zu einer allgemeinen Hyperreaktivität oder zu einem allgemeinen Hypertonus führen, sodass sich die Muskulatur insgesamt nicht mehr erholen kann. Dies ist auch die bereits von Brügger postulierte Repititive Strain Injury, es kommt hier zu einer Übersäuerung des lokalen Gewebes und zu einer Ansatzreizung der Handgelenkstrecker, was letztendlich wieder in einer Epicondylopathie mündet. Dieses Phänomen tritt häufig bei Musikern auf, welche speziell bei den Streichern unter craniomandibulären Störungen leiden, die absteigend dann zu diesen typischen Muskelmustern führen.
  4. Orthomolekulare Störungen
    Allgemein ist bekannt, dass es bei Magnesium- und Kalziummangel zu Muskelkrämpfen kommen kann. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass Mangan und Vitamin C für die Synthese von Kollagen erforderlich sind und gerade die Kollagenfasern sind es, welche bei einer Epicondylopathie beansprucht und gereizt sind. Daher sollte bei derartigen Krankheitssyndromen immer geprüft werden, ob der Patient genügend Vitamin C und Mangan inkorporiert hat.
  5. Gekreuzte neurologischeReflexmuster
    Nach De Jamette gibt es gekreuzte neurologische Reflexmuster zwischen den einzelnen großen Gelenken unseres Körpers, so zwischen dem linken OSG und dem rechten Handgelenk, dem linken Knie und dem rechten Ellenbogen und der linken Hüfte und der rechten Schulter und vice versa. Dies bedeutet, dass Probleme des linken Kniegelenkes (z.B. Patella Spitzensyndrom) am rechten Ellenbogen eine Epicondylopathie verursachen können. Im Vordergrund der Behandlung steht auch hier das linke Kniegelenk und nicht der rechte Ellenbogen.