Das Zentrum für Therapiestudien (ZET) in Leipzig – eine kooperative Struktur für die Durchführung klinischer Studien

Dr. Hans-Detlev Stahl
Universitätsklinikum Leipzig, Institut für klinische Immunologie

 

Die klinische Forschung an deutschen Medizinischen Fakultäten ist konfrontiert mit zunehmenden Kosten bei knapper werdenden finanziellen Ressourcen sowie verschärftem internationalen Wettbewerb um die Vergabe von Forschungsmitteln besonders aus der Industrie. Durch die Verlagerung von klinischer Forschung und damit von Studienaufträgen in die USA, nach Großbritannien und nach Osteuropa gehen derzeit schon Forschungsgelder in Milliardenhöhe an Deutschland vorbei. Diese Entwicklung hat einen erheblichen Innovationsentzug zur Folge.

Derzeit ist zu beobachten, daß die Universitätsklinika in Deutschland einem drastischen Abbau ihrer Betten und vor allem ihrer Ambulanzen unterliegen. Diese Entwicklung mindert zusätzlich die Wettbewerbsfähigkeit bei der Einwerbung klinischer Studien. Hier wollen wir einen innovativen Lösungsweg aufzeigen.

Wesentliches Ziel des Zentrums für Therapiestudien ist die Entwicklung einer innovativen Organisationsstruktur für die klinische Forschung, mit deren Hilfe rasch große Patientenzahlen definiert und für spezielle Studien erfaßt werden können, die mit hoher klinischer Qualität und Kompetenz durchgeführt werden. Zu diesem Zweck haben wir fachbezogene Kompetenznetzwerke geschaffen, in denen Klinikärzte des Universitätsklinikums und niedergelassene Fachärzte bei der Durchführung von klinischen Studien kooperieren.

Die fachspezifischen Kompetenznetzwerke wählen aus ihrer Mitte einen Sprecher, der mit den Klinikärzten (Koordinatoren und Prüfärzten) gemeinsam das Netzwerk betreut und Studiengruppen für individuelle Projekte zusammenstellt. Die Patienten werden von niedergelassenen Ärzten in die Studien eingebracht, deren Tätigkeit leistungsbezogen vergütet wird. Die Patienten werden im Universitätsklinikum von Prüfärzten gemäß den Studienvorgaben untersucht und kontrolliert.

Intensiver Kontakt und Erfahrungsaustausch sollen dazu beitragen, ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Klinikärzten und niedergelassenen Kollegen aufzubauen und zu pflegen. Hierzu gehört auch, daß die Universitätsambulanz für die überwiesenen Patienten nur Betreuungsaufgaben übernimmt, die zuvor mit dem einweisenden Arzt abgesprochen wurden. Das ZET beschränkt sich gemäß seiner Aufgabe auf Studien, bei denen seine Netzwerkfunktion zur Geltung komm und übernimmt keine klassischen Studien, die ausschließlich am Universitätsklinikum durchgeführt werden.

Durch die große Zahl rasch rekrutierbarer Patienten und die Beteiligung vieler Ärzte, die im Rahmen der Studie das neue Medikament kennen und schätzen lernen, gewinnt das ZET hohe Attraktivität als Partner neuen Typus. Im Erfolgsfall geht dem neuen Medikament bereits hohe positive Aufmerksamkeit in der Region voraus. Bewährt es sich nicht, so kann die Entwicklung früh gestoppt werden.

In dem Vortrag werden das organisatorische Konzept, die Leistungsbilanz der letzten 3 Jahre und zukünftige Perspektiven des ZET dargestellt.